Die baulichen Wurzeln der Wixhäuser Kirche reichen über 400 Jahre weiter zurück als die Reformation.

 
 
Der steinerne Turm wird als Wehr- und Wachturm auf das Jahr 1150 datiert, er ist damit das älteste noch erhaltene Bauwerk im Darmstädter Stadtgebiet. Noch älteren Datums, nämlich aus dem 7. oder 8. Jahrhundert nach Christus, ist eine kleine Kapelle, die unabhängig vom Wehrturm etwa in der nordöstlichen Ecke des heutigen Kirchenschiffes gestanden hat. Zwischen Turm und Kapelle befand sich ein Ritterhaus. Kapelle, Ritterhaus und Turm wurden dann in einer ersten Ausbaustufe in den neu erstandenen Kirchenbau integriert. 1295 wurde die so entstanden Pfarrkirche dem heiligen St. Bartholomäus geweiht.
Der Namenstag des St. Bartholomäus ist der 24. August, aus diesem Grund wird noch heute die Wixhäuser Kirchweih – die Kerb – am letzten August-Wochenende (also um den 24.8. herum) gefeiert.
 
Zu der Zeit war die katholische Wixhäuser Kirchengemeinde abhängig von der Mutterkirche auf dem Gerauer Königshof, bevor sie. 1295 durch den Mainzer Erzbischof zur selbstständigen Pfarrkirche erklärt wurde. 
 
Die Reformation von 1517 – und mit ihr der evangelische Glaube – kam etwa 1526 in der Landgrafschaft Hessen an. Die Regierungszeit des Landgrafen Philipp von Hessen begann 1519. Erste evangelische Geistliche in der Region Darmstadt sind aus den Jahren 1526/27 bekannt, Erzhausen etwa hatte 1532 seinen ersten evangelischen Pfarrer. Von Wixhausen ist aus dieser Zeit nichts bekannt. Entweder gab es zu dieser Zeit keine eigene Pfarrei oder diese war so klein, arm und unbedeutend, dass sie keine Erwähnung fand.
 
Von einer umfangreichen Kirchenrenovierung im Jahre 1541, bei der das Gebäude für den evangelischen
Gebrauch hergerichtet wurde, zeugt eine alte Holztafel in der Kirche über dem Turmausgang. Sie trägt die Inschrift „Hoc Opus per Martinum opificium Faktum“, in Deutsch „Dieses Werk ist von Martin als ein Werk der Gnade getan wurden“. Das kann bedeuten, dass der damalige Bauleiter ein „Martin“ war, wahrscheinlicher ist jedoch, dass die Inschrift Bezug auf „Martin“ Luther nimmt. Dies belegen auch die Buchstaben über der Inschrift: V(Verbum) D(omini) M(Janet) I(n) AE(ternum) – Das Wort Gottes bleibt in Ewigkeit. Dies war der Kampfruf der Reformation.
  
Die Epoche der Reformation war eine wirre, von ständigen Neu- und Umorientierungen und gegenseitigen Anfeindungen geprägte Zeit. Geordnetere nachreformatorische Verhältnisse traten dann erst 1556 wieder ein – und Wixhausen vermeldete für 1557 den ersten  evangelischen Pfarrer. 
 
In diese Zeit fielen aber auch zwei Anschaffungen, die bis heute unversehrt ihren Dienst tun. 
 
Das zeigerlose Turmschlagwerk von 1517, das den Wixhausen noch heute die Stunde schlägt, ihnen zum Schulbeginn, zur Mittagszeit und zum Feierabend läutet wird täglich von jungen Menschen aus der Gemeinde aufgezogen und arbeitet nach wie vor sehr zuverlässig. 
 
Die älteste Glocke im Turm wurde 1519 in Frankfurt gegossen, sie ist damit eine der ältesten Glocken in Darmstadt. Sie trägt die Inschrift „St. Blasius heiß ich, Stefan von Francfort gos mich“. St. Blasius war einer der Nothelfer, dessen Segen Zugpferde vor Krankheiten des Halses schützen sollte. Pferde zogen die Fuhrwerke durch das Kummet mit dem Hals. Wagenbau, Pferde- und Transportwirtschaft spielten damals eine wichtige Rolle im Dorf. 
 
St. Blasius bildet heute mit zwei neueren Glocken aus der Zeit nach dem 2. Weltkrieg das „große Geläut“, das die Gemeinde zum Gottesdienst ruft.
 
In der Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618 bis 48) und der Nachkriegs- und Pestzeit wurde wohl nicht sehr viel für den Erhalt des Kirchenbaues getan. Von ursprünglich 52 bewirtschafteten Höfen sind nur noch 8 übrig, Das Dorfleben und das Gemeindeleben lag darnieder. Die Chronik meldet Risse zwischen Kirchenschiff und Turm und 1750 dringt „Regen bis auf die Cantzel“. 1760 stürzten die Gewölbe des gotischen Hochchores ein, die Kirche stand leer und verlassen. Die Wixhäuser mussten zum sonntäglichen Gottesdienst zur Mutterkirche in Groß Gerau laufen.
 
In den Jahren 1774 bis 76 erhielt dann der Kirchenbau den erweiterten Grundriss und die Gestaltung, die bis heute erhalten ist. Die Südwand des Kirchenschiffes wurde etwa 3 Meter nach außen verschoben, erst seitdem steht der Turm mittig vor der Ostwand der Kirche. Im inneren wurden die Emporen in der heutigen Gestalt eingebaut und die Brüstungsbilder vom Darmstädter Hofmaler Johann Christian Castner gemalt. Zwei Sakramente und 12 Apostel an der Gemeindeempore und sieben Passions- und Osterszenen an der Orgelempore.  
 
Eine Orgel hatte die Gemeinde aber weitere 50 Jahre nicht.
 
Erst 1826 beschloss die politische Gemeinde Wixhausen, dass die Kirche eine Orgel bekommen soll. Das fast fertige Instrument des Mainzer Orgelbaumeisters Dreymann wurde ersteigert und zerlegt auf fünf Fuhrwerken an sei Tagen nach Wixhausen gebracht. Der dann folgende 3-wöchige Aufbau der Orgel durch Dreymann war sicher ein großes Ereignis im Dorf. Eine Schwester der Wixhäuser Orgel steht übrigens in der königlichen Kapelle des Brüsseler Stadtschlosses.
 
In den folgenden fast 200 Jahren wurde die Kirche immer wieder renoviert, aber nicht mehr ausgebaut. Sie erhielt Heizungen – zuerst kohle-, dann öl- und seit 2015 gasbetrieben. Die Emporenbilder wurden übermalt, abgedeckt und Mitte der 1960er Jahre wieder freigelegt.
 
Ein gemaltes Kreuz mit der Schrift „Ich bin der Weg und die Wahrheit“ zierte innen die Südwand bis Ende des 20. Jahrhunderts der Innenraum wieder in seiner ursprünglichen Wandgestaltung angelegt wurde. Der Sandsteinaltar und der Taufstein aus den 1950ern und das aus 1950 stammende große Wandbild Eberhard Schlotters „Die Auferstehung Christi“ wurden übernommen.
 
1986 entstand zwischen Kirche und Pfarrhaus die so genannte Dorfstele, ein Werk des Darmstädter Künstlers Thomas Duttenhöfer, das das dörfliche Leben im alten Wixhausen, die Industrialisierung, die modernen Forschungsergebnisse an der GSI (Gesellschaft für Schwerionenforschung) und das christliche Leben miteinander in Einklang bringt
 
Ebenfalls von Thomas Duttenhöfer stammen die beiden östlichen Kirchenfenster aus 1997, die die Forschungsergebnisse an der GSI im Hinblick auf die Entstehung unseres Planeten und die biophysikalische Forschung (Tumortherapie) zum Thema haben. 
 
2009/2010 entstand auf dem Gelände des ehemaligen, Ende des 19. Jahrhunderts aufgelassenen Friedhofs ein neuer Kirchgarten. Er ist heute ein beliebter Ort der Ruhe und Einkehr, aber auch der Feste, Feiern und Konzerte.
 
2017 wurde aus Anlass des 500-jährigen Reformationsjubiläums im Pfarrhof vor dem Gemeindehaus „Scheune“ eine Luther-Linde gepflanzt und ein Stein zum Gedenken an die Zeit der Reformation gesetzt.
 
Weitere historische und denkmalgeschützte Gebäude im Kirchenensemble sind das Pfarrhaus aus dem Jahr 1772, die zum Gemeindehaus umgebaute ehemalige Pfarrscheune und das fränkische Fachwerkhaus von 1662, in dem die Kirchengemeinde seit 1980 ein kleines Dorfmuseum unterhält. 
Ausführliche Dokumentationen zur Geschichte des Dorfes und der Kirche befinden sich beim Dorfmuseum und können dort erworben werden.
 
Texte und Bilder sind teilweise den Veröffentlichen von Pfr. i.R. Hans-Eberhard Ruhl zur Geschichte Wixhausens entnommen.